KatzenLeukämie (Leukose)

Das Katzenleukämie ist eine Erkrankung der Katzen, an deren Entstehung der Subtyp A des Feline Leukosevirus (FeLV) maßgeblich beteiligt ist. Die Erkrankung ist ansteckend und endet in der Regel mit dem Tod.


Verbreitung
Das Virus kommt weltweit vor. Die Übertragung erfolgt durch Aufnahme infektiösen Materials über die Schleimhäute, Wunden und transplazentar (also über die Plazenta von der Katzenmutter auf den Fetus während der Trächtigkeit).

Die FeLV-Infektion ist auf Vertreter der Familie der Katzen beschränkt, andere Tiere und der Mensch sind nicht gefährdet. Das Kolostrum scheint Katzenwelpen durch passive Immunisierung während des ersten Lebensmonats zu schützen.

Nach der Infektion vermehrt sich das Virus in lymphatischen Geweben der Infektionsstelle und es kommt zu einer ersten Virämie. Anschließend kommt es zu einer weiteren Virusvermehrung in den lymphatischen Organen und zu einer zweiten, persistierenden Virämie.



Klinisches Bild
Das klinische Bild ist außerordentlich vielseitig. Die meisten Katzen entwickeln eine ausreichende Immunantwort und zeigen keine klinischen Symptome. Nur ein kleiner Teil der Tiere (2 %), nämlich die, die eine ungenügende Immunantwort zeigen, erkranken. Nicht alle Tiere mit solchen Erkrankungen sind serologisch FeLV-positiv. Man unterscheidet neoplastische und nicht-neoplastische Formen.

Neoplastische Formen
Die Neoplastische Form ist durch Tumoren (Neoplasie) gekennzeichnet.

Lymphosarkome
Es kommt zur Bildung von Lymphosarkomen (siehe auch Malignes Lymphom der Katze). Ungefähr 20 % der persistent infizierten Katzen entwickeln Tumoren dieses Typs. Die allgemeinen Anzeichen sind unspezifisch und beinhalten Teilnahmslosigkeit (Lethargie), Appetitlosigkeit (Anorexie) und Gewichtsverlust. Die weiteren Symptome hängen vom betroffenen Organsystem ab:

  • Alimenäre Form: Es treten Erbrechen und Durchfall auf. Lymphosarkome können im Dünndarm, Blinddarm und Grimmdarm auftreten, die entsprechenden Lymphknoten können ebenfalls betroffen sein.

  • Multizentrische Form: Sie ist durch eine generalisierte Erkrankung der Lymphknoten (Lymphoadenopathie), Lymphosarkome der Nieren sowie Milz- und Lebervergrößerung gekennzeichnet. Diese Form ist am häufigsten bei jungen Katzen.

  • Thymusform: Sie äußert sich in Schluckstörungen (Dysphagie) und Atemnot (Dyspnoe) durch Kompression von Speise- und Luftröhre. In der Pleuralflüssigkeit können neoplastische Zellen vorhanden sein.

  • Lymphoid-leukämische Form: Hier ist primär das Knochenmark betroffen und entartete Lymphozyten zirkulieren im Blut (Leukämie). Fieber, Schwäche, Anorexie, Gelbsucht, Fieber, Blutarmut (Anämie) und blasse Schleimhäute sind häufig. Darüber hinaus können eine Erkrankung der Lymphknoten, Milzvergrößerung (Splenomegalie) und Lebervergrößerung (Hepatomegalie) auftreten.

    Myeloische Leukämien
    Die primäre Schädigung betrifft das Knochenmark, sekundär können Leber, Milz und Lymphknoten betroffen sein. Die genaue Bezeichnung der myeloproliferativen Erkrankung richtet sich danach, welche der hämatopoetische Zelllinien betroffen ist: Myeloische Leukämie, Erythroleukämie und lymphoblastische Leukämie. Klinisch tritt eine progressive Anämie, ständig wiederkehrendes Fieber und Gewichtsverlust auf.

    Nicht-neoplastische Formen

    Immunsuppression
    Die Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppression) wird vermutlich über ein Hüllprotein (p15E) des Virus ausgelöst. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Anfälligkeit gegen Krankheitserreger (Bakterien, Pilze, Protozoen und Viren). Die erhöhte Krankheitsanfälligkeit und stark verzögerte Heilung kann zu anhaltendem Fieber und körperlichem Abbau führen. Eine chronisch rezidivierende Rhinitis und Sinusitis, schmerzhafte Krallen und Erkrankungen des Zahnhalteapparats (Periodontium) können die Folge sein. Eine Feline Infektiöse Peritonitis oder Feline Infektiöse Anämie (früher als Hämobartonellose bezeichnet) können auftreten. Auch ein der Panleukopenie ähnliches Syndrom kann vorkommen.

    Veränderungen der Blutzellen
    Häufige hämatologische Veränderungen der FeLV-Infektion sind Anämie, Leukopenie, Lymphopenie, Thrombozytopenie oder eine Panzytopenie.

    Eine regenerative Anämie kann durch Blutverluste oder Hämolyse bedingt sein. Letztere kann durch Immunprozesse oder durch eine Sekundärinfektion mit Mycoplasma haemofelis verursacht sein. Eine nicht-regenerative Anämie kann infolge von Störungen der Hämoglobinsynthese oder von sekundären Erkrankungen auftreten. Bei der sogenannten „Pure Red Cell Aplasia“ ist die Bildung der Erythrozyten im Knochenmark gestört, es werden auch keine Vorläufer für diese Zellen (Retikulozyten) mehr gebildet.

    Die Lymphopenie entsteht vermutlich durch einen direkten zellzerstörenden Effekt des Virus. Die Leukopenie zeigt sich meist als Neutropenie und kann immunbedingt oder durch zytopathische Effekte auf die Granulopoese entstehen. Die Thrombozytopenie entsteht durch Schädigung der Vorstufen der Thrombozyten (die Megakaryozyten). Bei der Panzytopenie ist die Bildung aller Zellen des Blutes im Knochenmark gestört.

    Fortpflanzungsstörungen
    Die FeLV-Infektion kann zu einem Absterben der Feten mit Resorption derselben, zu Fehlgeburt in der Spätträchtigkeit und zu Unfruchtbarkeit (Infertilität) führen. Ursache hierfür sind eine FeLV-bedingte Endometritis und Plazentitis. Es abortieren etwa 75 % der infizierten Katzen.

    Bis zur Geburt überlebende Feten bleiben schwach und kränklich und müssen als dauerhaft infiziert angesehen werden.

    Glomerulonephritis
    Eine Nierenentzündung (Glomerulonephritis) infolge der Ablagerung von Antigen-Antikörper-Komplexen kann bei persistierenden FeLV-Infektionen auftreten. Diese Form führt zum Nierenversagen und ist eine häufige Todesursache der FeLV-Erkrankung.



  • Diagnose
    Es müssen andere neoplastische Erkrankungen, Immundefizienzsyndrom der Katzen (FIV, Katzenaids), Feline Infektiöse Peritonitis (FIP), Feline Infektiöse Anämie (Hämobartonellose) und andere Infektionskrankheiten ausgeschlossen werden.

    Ein indirekter Immunfluoreszenztest (IFA) für Blutausstriche und ein ELISA für Serum existieren zum Nachweis des Haupthüllproteins (p27) des Virus. Dieses Antigen kommt in großen Mengen im Zytoplasma infizierter Leukozyten und in Thrombozyten vor. Ein positiver Nachweis zeigt das Vorhandensein des Virus an. Etwa 80 % der positiven Katzen sterben innerhalb von 3 Jahren.

    Die Virusisolation und der PCR-Nachweis sind nicht praxisrelevant.

    Eine histopathologische Untersuchung von Bioptaten und Knochenmark und eine Zytologie der serösen Flüssigkeiten (Brust- und Bauchhöhlenpunktat) ist möglich.



    Therapie
    Eine Therapie erkrankter Katzen ist nicht möglich. Die Behandlung kann nur symptomatisch erfolgen und versuchen, die Leiden des Tieres zu lindern. Chemotherapie und Bestrahlung können bei neoplastischen Formen lebensverlängernd sein, allerdings ist bei bösartigen Tumoren eine Einschläferung (Euthanasie) zu empfehlen. Die Verwendung von Virostatika kann nur das Auftreten klinischer Erkrankungen hinauszögern, nicht aber das Virus beseitigen.


    Prophylaxe
    Das FeLV ist relativ empfindlich und verliert in der Umwelt rasch seine Infektiösität. Es wird durch alle gängigen Desinfektionsmittel inaktiviert. Impfstoffe sind kommerziell erhältlich und können ab der 9. Lebenswoche eingesetzt werden. Sie sind aber gegen bereits stattgehabte Infektionen wirkungslos, weshalb vorher ein Test auf FeLV (ELISA oder IFA) angezeigt ist. Eine Wiederholungsimpfung erfolgt nach 4 Wochen und danach jährlich. Sie ist nur für "Freigänger" zu empfehlen, Wohnungskatzen ohne Kontakt zu anderen Tieren sind nicht gefährdet. Gelegentlich können sich an der Impfstelle Sarkome bilden. Sie bilden sich durch eine Entzündung, die nicht durch das FeLV selbst bedingt ist, bei bis zu 0,1 % der Impfungen, unabhängig vom Impfstoff und sind eine gefürchtete Nebenwirkung.

    Durch periodische serologische Tests und die Aussonderung positiver Katzen kann das Virus aus größeren Katzenhaltungen eliminiert werden. Serologisch-positive Katzen müssen isoliert werden.

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