Vegetarische Ernährung

Überlegungen zu Vegetarischer Katzenernährung

Prof. Dr. Ingo Nolte, Tierärztliche Hochschule Hannover, www.tiho-hannover.de



Als Tierfreund, dem das Wohl und Wehe nicht nur des eigenen Haustiers am Herzen liegt, kann man gerade angesichts der Zustände in der Massentierhaltung verstehen, dass viele Menschen sich für eine vegetarische Lebensweise entscheiden. In der logischen Konsequenz haben viele Katzenbesitzer den Wunsch, auch ihr Tier nicht mit fleischlicher Kost, sondern auf vegetarischer Basis zu ernähren.

Dies ist prinzipiell auch möglich, allerdings stellt die vegetarische Ernährung des von seiner Biologie her als Fleischfresser ausgewiesene Katze doch einige Ansprüche, die erfüllt sein müssen, wenn man auf Dauer sein Tier ausgewogen und den Bedürfnissen entsprechend ernähren will. Wenn man also die Entscheidung trifft, sein Tier vegetarisch ernähren zu wollen, sollte man sich hierzu von seinem Tierarzt beraten lassen.



Fleischfresser Katze

Wenn man sich das Verdauungssystem der Katze näher betrachtet, so zeigen sich die typischen Merkmale eines Fleischfressers: Da ist zunächst das Gebiss, das zum Festhalten und Zerreißen von Fleisch gut geeignet ist, nicht dagegen zum längeren Zerkauen und Zermahlen von Nahrung. Im Vergleich zu Pflanzenfressern, wie etwa dem Rind, dem Pferd und den kleinen Klauentieren (Schaf, Ziege), hat die Katze (wie auch der Hund) einen verhältnismäßig kurzen Darm und ist nicht wie die vorgenannten Tierarten mit den für die Aufspaltung von zellulosehaltiger Nahrung (Gras, Heu) erforderlichen Mikroorganismen ausgestattet. Dies macht es ihr unmöglich, sich in freier Natur alleine von Pflanzen zu ernähren.

Andererseits ist der Hund, im Unterschied etwa zum ausgesprochenen Fleischfresser Katze, durchaus eher mit den „Allesfressern“ Mensch und Schwein vergleichbar, denn bei entsprechender Zusammensetzung und Zubereitung einer auf den Nährstoffbedarf angepassten Nahrung ist es tatsächlich möglich, einen Hund vollständig mit Nahrungsmitteln aus pflanzlicher Herkunft zu ernähren, sofern die für die richtige Ernährung des Hundes erforderlichen Nährstoffe bilanziert enthalten sind. Auch tolerieren Hunde es verhältnismäßig gut, wenn sie eine Zeitlang unter- oder auch überernährt werden.

Für die Katze sieht die Situation etwas anders aus. Diese Tierart ist auf die Aufnahme bestimmter, so genannter essenzieller Nährstoffe, ganz besonders angewiesen. Unter essenziellen Nahrungsbestandteilen versteht man solche, die dem Körper von außen zugeführt werden müssen, da er nicht selber in der Lage ist, diese herzustellen. Hierzu gehören bestimmte Aminosäuren (bei der Katze vor allem Taurin) und Fettsäuren (Arachidonsäure), einige Vitamine (Vitamin D3 und B12, Vitamin A) und Mineralstoffe (Eisen, Kupfer, Zink, Jod). Bei einer von der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität München durchgeführten Studie, bei der Tierbesitzer von Hunden und Katzen, die ihre Tiere streng vegetarisch ernährten, befragt wurden, zeigte sich bei der anschließenden Untersuchung der Tiere, dass gerade bei den Katzen doch z. T. erhebliche Mängel an den oben genannten Nährstoffen bestanden, selbst wenn versucht worden war, die für die Katze unverzichtbaren Bestandteile zu ergänzen. Im Gegensatz zu den Hunden, die trotz teils ebenfalls nachgewiesener Mangelernährung keine offensichtlichen Anzeichen von Mangelernährung zeigten (eine Ausnahme waren vegetarisch ernährte Welpen, die deutlich kleinwüchsig blieben und Störungen der Skelettentwicklung aufwiesen), waren bei den Katzen gesundheitliche Störungen von eingeschränkter Fruchtbarkeit bis hin zu einer Rückbildung der Netzhaut vorhanden. Erschwerend kommt bei Katzen hinzu, dass sie häufig sehr auf ein Futtermittel fixiert sind. Damit ist es zum einen schwierig, das Tier auf ein neues, vom Besitzer vielleicht aus religiös-ethischen Gesichtspunkten bevorzugtes Futter umzugewöhnen, zum anderen ist es bei bereits bestehender unausgewogener Ernährung problematisch, die Katze an ein anderes, bedarfsgerechtes Futter zu gewöhnen. So kommt es bei Katzen, die überwiegend mit Leber gefüttert werden, durch eine extreme Überversorgung mit Vitamin A zu Skelettveränderungen an Gliedmaßen und Wirbelsäule, die dann nicht mehr rückgängig zu machen sind. Der Deutsche Tierschutzbund hat nach Auswertung einer zur Untersuchung dieser Fragestellung angefertigten Doktorarbeit dringend davor gewarnt, Katzen rein vegetarisch zu ernähren, da dies ein zu hohes Risiko schwerwiegender Gesundheitsschäden birgt. Tatsächlich ist es als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz zu bewerten, wenn eine Katze entgegen dieser Empfehlungen rein vegetarisch ernährt wird. Bei der Recherche zum vorliegenden Artikel fanden sich in diversen Internetforen Fotos von Katzen neben Melonen und Vollkornbroten, von denen sich diese Tiere angeblich freiwillig und ausschließlich ernährten. Solche Mitteilungen sind wirklich hanebüchener Unsinn, und es kann nur dringend davor gewarnt werden, den Empfehlungen solcher „Tierfreunde“ zu folgen.



Katzen als Fleischfresser können nicht ohne Weiteres vegetarisch ernährt werden. Während für den Hund, der von seiner Biologie her eher auch auf Verwertung nichtfleischlicher Nahrung eingestellt ist, bei bedarfsgerechter Zusammenstellung der Ration jedoch eine bedingte fleischfreie Fütterung durchführbar ist, sollte dies bei der Katze unterbleiben, da bei dieser Tierart die Risiken einer vegetarischen Ernährung zu hoch und nicht vertretbar sind. In jedem Einzelfall muss aber nach einer Probefütterung und nach tierärztlicher Beratung abgewogen werden, ob eine rein vegetarische Ernährung wirklich sinnvoll ist und den Bedürfnissen des Individuums gerecht wird.

(mit freundlicher Genehmigung der Redaktion aus der Zeitschrift „Leben mit Tieren“, www.leben-mit-tieren.com)



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